
Es hat sich bis heute nichts geändert:
Der Finanzminister als Riesenkrake
Erstaunliches, Spannendes, Kurioses und Berührendes findet man in alten Zeitungen. Für Zauberfuchs blättert der Historiker Stefan Dietrich in den Gazetten längst vergangener Tage.

Die Karikatur, erschienen in der Tiroler „Volkszeitung“ am 13. Juni 1931, handelt vom Zusammenbruch der Creditanstalt, der größten Bank Österreichs, und den Folgen des gewaltigen Crashs, der die Erster Republik erschütterte. Unter dem Titel „Österreich wird wieder einmal saniert“ ist der Finanzminister als riesiger Krake zu sehen, der mit seinen langen Fangarmen Rauchern, Angestellten, Beamten, Pensionisten und Arbeitslosen durch Steuererhöhungen und
Ausgabenkürzungen das Geld aus der Tasche holt. Im Vordergrund ein Minister, der den Hut nimmt. Daneben sitzen Bankdirektoren und Wirtschaftsführer auf riesigen Geldsäcken.
Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Die mehr als 80 Jahre alte Karikatur kann als Beleg für eine Einsicht gelten, die sich bei der Beschäftigung mit der Historie zwangsläufig einstellt: Es gibt nichts Neues unter der Sonne!
Faksimile-Artikel: Volkszeitung (13. Juni 1931)
Nicht nur, dass es nichts Neues gibt, unter der Sonne – wir LERNEN auch nicht, das ist ja das eigentliche Drama.