
Spurensuche: Als sich ein Drache in
einem verschlafenen Tiroler Tal vor einer anrückenden Armee versteckte

Lautes Knattern, Laute, die sie noch nie gehört hatten, erschreckten im September 1944 die Bewohner von Scharnitz. Aus Richtung Mittenwald näherte sich in niedriger Höhe ein ungewöhnliches Fluggerät. Es war kein Flugzeug. Flugzeuge hatten die Bauern der Gegend schon gesehen. Was sie nicht wissen konnten – es handelte sich bei dem lauten, langsam fliegenden Monstrum um einen Hubschrauber. Eine FA223, der erste Serienhubschrauber der Welt, eine der sogenannten Wunderwaffen der Armee von Adolf Hitler. Die Focke-Achgelis hatte einen Spitznamen, der ihrem Auftritt mehr als gerecht wurde – man nannte sie Drache. Der deutsche Luftwaffen-Drache überflog Scharnitz und verschwand in der Gießenbach-Klamm. Das Ziel war die Eppzirl. Dort sollten bis Kriegsende, wie auch in anderen Teilen Tirols (siehe Infobox), Gebirgserprobungsflüge des Hubschraubers erfolgen. Die Bewohner von Scharnitz sollten noch öfter Bekanntschaft mit dem Drachen machen.
Die Eppzirl hatte die Deutsche Wehrmacht einst aber auch anderweitig in Bann gezogen. Auf unserem Rückweg von der Eppzirler Alm biegen wir an der Wegkreuzung zur Oberbrunnalm in Richtung Oberbrunnalm ab. Nach wenigen Minuten erreichen wir auf der anderen Talseite ein kleines Plateau.
Das Eppzirler Hochtal wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs noch einmal zur Bühne deutscher Militärs. Als im Mai 1945 US-Truppen anrückten, wurde das verschlafene Tal ausgewählt, einen Drachen zu verstecken – jene Focke-Achgelis FA223, die schon seit Herbst 1944 bei ihren Testflügen für Aufregung bei der Bevölkerung gesorgt hatte. Die deutsche Wunderwaffe sollte nicht in US-Hände gelangen. Das technische Detailwissen über den in diesen Tagen sonderbaren Flugapparat sollte geheim bleiben. Testpilot Carl Bode verlegte seine FA223 am 24. April 1945 in das einsame Tiroler Hochtal. Die Maschine wurde nach der Landung – ganz in der Nähe der Eppzirler Alm – zerlegt. Der Rotorkopf wurde gesprengt. Der Rumpf stand noch jahrelang auf einer Almwiese, ehe er von einer Mure verschüttet wurde. Im Jahr 1982 wurde die Maschine unter Mithilfe des einstigen Testpiloten Carl Bode wiederentdeckt. Das österreichische Bundesheer barg diverse Hubschrauberteile und den Motor der Maschine und flog diese nach Innsbruck aus. Danach wurden sie in das Fahrzeug-, Technik- und Luftfahrtmuseum nach Bad Ischl überstellt.

- Oberbrunnalm: Ausgangspunkt ist der Parkplatz direkt hinter dem Bahnhof in der Siedlung Gießenbach zwischen Seefeld und Scharnitz. Entlang des Gießenbaches geht es durch die schroffe Klamm hinein in die Berge der Erlspitzgruppe. Nach etwa einer Stunde erreicht man eine Ebene, erkenntlich an den Fütterungsstellen, von der es dann bergan zur Oberbrunnalm geht (Markierung „1“ in der Zauberfuchs-Karte). Es ist dies auch die Stelle, an der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges eine große Wehrmachtskaserne stand (einziges Überbleibsel ist der Betonsockel einer Bunkeranlage direkt neben der Forststraße – siehe Foto rechts unten). Nach einer weiteren Stunde Gehzeit erreicht man die Oberbrunnalm (Markierung „2“ in der Zauberfuchs-Karte). Von dort gibt es zwei Möglichkeiten, um zurück an

- Eppzirler Alm: Ausgangspunkt für diese Wanderung ist ebenfalls der Parkplatz direkt hinter dem Bahnhof in der Siedlung Gießenbach zwischen Seefeld und Scharnitz. Neuerlich geht es entlang des Gießenbaches durch die schroffe Klamm hinein in die Berge der Erlspitzgruppe. Nach etwa einer Stunde Gehzeit teilt sich der Weg in Richtung Oberbrunnalm bzw. Eppzirler Alm (Markierung „1“ in der Zauberfuchs-Karte). Von dort geht es zuerst steil bergauf bis ins Hochtal und von dort recht flach zurück zum Talschluß, wo die Eppzirler Alm unterhalb der eindrucksvollen Bergkette rund um die Erlspitze zu einer Pause einlädt (Markierung „3“ in der Zauberfuchs-Karte). Gehzeit zwei Stunden. Von der Eppzirler Alm geht es über den Hinweg zurück an den Ausgangspunkt der Wanderung. Anmerkung: Wer längere Wanderungen im südwestlichen karwendel plant, kann die Eppzirler Alm als idealen Starpunkt wählen. Über diverse Joche geht es in Richtung Gleirscher- bzw. Samertal (Zirler Kristenalm bzw. Möslalm), in Richtung Hochzirl (über das Solsteinhaus) oder in Richtung Seefeld.






- Der Focke-Achgelis FA223 war der erste in Serie hergestellte Hubschrauber der Welt. Sein Spitzname war Drache. Die ersten Erprobungsflüge der FA223
wurden im Oktober 1939 durchgeführt. Die Serienproduktion begann 1941. Allerdings wurden nur insgesamt 20 Stück fertiggestellt. Im Februar 1945 begann die Aufstellung einer Transportstaffel bei Ainring in Bayern nahe der Stadt Salzburg. Aufgrund von US-Luftangriffe wurde die Staffel nach Aigen im Ennstal in Österreich verlegt, noch heute ein Hubrschrauberstützpunkt des österreichischen Bundesheeres. Wegen des Vorstoßes der sowjetischen Truppen wurde die Transportstaffel in weiterer Folge im Mai 1945 nach Westen (Salzachtal) verlegt. Gegen Ende des Krieges wurden die Fluggeräte an die US-Truppen übergeben (siehe Foto rechts, eine FA223 in US-Bemalung).
- Focke-Achgelis FA223 in Tirol versteckt: Im Herbst 1944 wurde eine Maschine aus dem Hauptstützpunkt in Ainring in die große Gebirgsjägerkaserne der Deutschen Wehrmacht nach Mittenwald kurz vor der Tiroler Grenze verlegt. Mit ihr wurden Gebirgserprobungsflüge, hauptsächlich im Tiroler Karwendel zwischen Scharnitz und Innsbruck sowie im Zugspitzgebiet im Außerfern, durchgeführt. Bereits zu diesem Zeitpunkt war Eppzirl ein beliebtes Erpobungsgebiet der Testpiloten (September 1944). In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wählte Testpilot Carl Bode dann die Eppzirler Alm als Versteck vor der anrückenden US-Armee.
- Wehrmachtsstützpunkt in der Gießenbach-Klamm: An der Weggabelung Oberbrunnalm/Eppzirler Alm am Ende der Gießenbach-Klamm auf knapp 1500 Metern Höhe befindet sich ein kleines Plateau. Bereits zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erbauten Gebirgsjäger der Deutschen Wehrmacht aus Mittenwald dort eine dreistöckige Kaserne. Von hier aus wurde im westlichsten Teil des Tiroler Karwendels die Gebirgsjäger-Ausbildung durchgeführt. Aber auch SS-Einheiten nutzten die Wehrmachtskaserne Eppzirl. Gegen Ende des Krieges wurden zudem Bunkeranlagen errichtet, da die Kaserne Teil der sogenannten Alpenfestung werden sollte. Nach Kriegsende wurden die Gebäude abgebaut und die Baustoffe von Bügern umliegender Gemeinden genutzt, um Kriegsschäden zu beheben. Teile blieben bis 1990 stehen, wurden dann aber vom Bundesheer gesprengt. Heute steht nur noch ein Kopfteil einer Bunkeranlage (siehe Foto rechts).
Schlechte recherche !
Ich habe im Zusammenarbeit mit Hptm Stangl, Carl Bode, Hans-Helmut Gerstenhauer, Otto Dumke u.v.a. eine Chronik (über 250 Seiten – reich bebildert) der Transportstaffel 40 und die davor erfolgte Gebirgsvorführung am Obersalzberg, der Gebirgserprobung in Mittenwald – bis hin zum traurigen Ende der Hubschrauber in Aingen; Eppzirl, England, Sowjet Union und den USA erstellt – die jedoch bis dato von keinem Verleger übernommen wurde. Es handelt sich ab Oktober 19044 bis Oktober 1945 um eine Art Kriegstagebuch, mit Auswertung der Deutschen Technik durch die Siegerkräfte!
Mittenwald war der Standort der Gebirgserporobung, von wo aus es zu den Gebirgsflügen ins Karwendel – Zugspitze – Fulpmes ging. Unter Auswertung aller mir vorliegenden Flugbücher kann ich fast jeden einzelnen Hubschrauber (Fa223 und Fl282) vom Erstflug bis zum Verschrotten nachweisen! Von dem in England verunglückten Hubschrauber geibt es noch den Steuerknüppel (Hubschraubermuseum Bückeburg), den künstlichen Horizont (in meinem Besitz in meiner Dokustelle-Ainring-Flugplatz)!
Veröffentlichungen über dies Thema gab es schon mehrfach, auch in der Zeitschrift der Gebirgstruppe!
mfg F.M-Romminger
Sehr geehrter Herr Müller-Romminger. Jetzt würde uns von der Redaktion brennend interessieren, was Sie mit schlechter Recherche meinen. Beim Artikel handelt es sich um eine Wandergeschichte, garniert mit historischen Geschehnissen, die sich rund um die Wanderroute zutrugen. Es sollte keine wissenschaftliche Abhandlung über einen Hubschrauber der deutschen Wehrmacht werden. Vielleicht können Sie uns ja mitteilen, was an den Fakten nicht stimmen soll – und nicht nur eine Behauptung in den Raum stellen. Dafür wären wir Ihnen sehr dankbar. Mit freundlichen Grüßen, Manfred Schiechtl (für die Redaktion)